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Zu welchem Preis lassen sich meine Arbeiten verkaufen?

Deiner Kunst einen monetären Wert zu geben ist etwas ganz anderes als sie zu machen.

Das Machen, das ist meist etwas Privates, sehr Individuelles, ein kreativer Prozess. Das Verkaufen allerdings passiert auf der anderen Seite, in der realen Welt, wo Dinge gekauft und für Geld verkauft werden und wo der Markt größtenteils den Preis der Ware diktiert.

Je besser Du verstehst, wie der Kunstmarkt funktioniert und vor allem auch, in welches Umfeld, in welche Galerie Deine Kunst passt in das Gesamtbild, desto besser kannst Du Deine Kunst preislich einordnen.

Kriterien

Genau wie jedes andere Produkt wird die Kunst nach bestimmten Kriterien preiswert oder teuer und diese Kriterien haben mehr mit geltendem Geschmack als mit Dir als Künstler zu tun. Du selbst hast eine Idee von dem, was Deine Kunst wert ist, und der Markt hat ebenfalls eine Idee, was Deinee Kunst wert ist, und irgendwie müssen diese beiden Ideen zueinander finden.

Ein kunstfremdes Beispiel, wie die Kräfte des Marktes die Preise diktieren:

Angenommen, Du möchtest ein Haus kaufen. Beim Studieren der Immoblilienannoncen fällt Dir folgendes Inserat ins Auge:

Baufälliges Haus mit elementaren Schäden, 70 m² Wohnfläche, direkt in der Einflugschneise von Flughafen xxx gelegen, mit Ungeziefer verseucht für 4,5 Mio EUR zu verkaufen.

Na, darüber kann man schmunzeln und dem Verkäufer mitleidig viel Glück wünschen, dass er die Hütte wenigstens für 50.000 EUR los wird.

Der Kunstmarkt funktioniert nach ähnlichen Prinzipien; wenn Du Deine Kunst verkaufen möchtest, dann ist folgender Ausspruch essentiell: “Kenne Deinen Preis”.

Der Preis für Kunst ist nicht aus der Luft gegriffen. Es ist an Dir nachzuweisen, dass die von Dir geforderten Preise Sinn machen, fair und gerechtfertigt sind anhand Deines Lebenslaufs, Deiner bisherigen Verkaufshistorie und auch anhand der Orte, an denen Du verkaufst. Galerien z. B. sind sehr interessiert an dem Kontext, in dem Deine Kunst bislang präsentiert wurde. Kannst Du bis jetzt nur Ausstellungen in Arztpraxen etc. vorweisen, dann wirst Du schwerlich von einer guten Galerie ins Programm genommen.

Also, wie soll man dann anfangen? Wenn Du bislang nur unregelmäßig verkauft hast (oder vielleicht noch gar nicht), dann stützt man sich in der Regel auf Vergleichsdaten – was kostet Kunst von Newcomern oder neugebackenen Künstlern mit so gut wie keiner Ausstellungshistorie in ähnlicher Technik und Größe?

Ein Beispiel: nehmen wir eine schöne große Villa und stellen diese auf Sylt. Was wird sie wohl kosten? Vielleicht 3 Millionen? Das gleiche Objekt stellen wir nun irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern an den Rand einer Kuhweide – glaubst Du, damit ließen sich auch 3 Mio verdienen? Nein, ganz sicher nicht. Vielleicht 1 Drittel. – Das gleiche Haus, nur die Nachbarschaft ist verschieden – verstehst Du, worauf ich hinauswill?

Du siehst, am Markt exisitieren keine Preise in einem Vakuum – sie stehen vielmehr immer in einem Kontext.

Deine Aufgabe ist es, den Markt zu studieren; finde Künstler, die einen ähnlichen Kontext vorzuweisen haben wie Du selbst, ähnliche oder vergleichbare Kunst machen; finde heraus, welche Preise Deine Kollegen nehmen und warum.

Für diejenigen unter Euch, die wenig oder gar keine Erfahrung im Verkauf haben: berechne einen angemessenen Stundenlohn, füge die Materialkosten hinzu – auf diese Weise kommst Du vielleicht zu einem Preis, der okay ist. 
(Beispiel: 20 Stunden á 20 EUR + 20 EUR Materialkosten= 420 EUR für ein Bild.)

Wenn Du allerdings bei Deinen Recherchen feststellst, dass die Arbeiten Deiner Kollegen weit billiger sind, dann solltest Du Deinen Stundenlohn vielleicht nochmals überdenken.

Preis

Zusammenfassung:

Schritt 1: Definiere Deinen Markt. Wo willst Du Deine Kunst verkaufen? Regional (vielleicht aus Deinem Atelier heraus), national oder international?

Schritt 2: Definiere Deine Art von Kunst: Welche Art von Kunst machst Du? Was sind ihre Eigenschaften? In welcher Hinsicht gleicht sie anderer Kunst? Wie würdest Du Deine Bilder kategorisieren? Wenn Du abstrakt malst, wäre es zum Beispiel wichtig, um welche Art von Abstraktionismus es sich handelt, wie würdest Du Deine Kreationen beschreiben?

Schritt 3: Lerne Deine Konkurrenten kennen und deren Preise – entweder durch Online-Recherchen oder Galerie-Besuche und offene Ateliers. Achten  besonders auf jene Künstler, deren Entwicklung ähnlich der Deinen ist.

Schritt 4: Sei über Deine bisherige Arbeit und Erfahrung als Künstler unbedingt fair, ehrlich und objektiv. Mit anderen Worten: schraube nicht an Deinem künstlerischen Lebenslauf: durch das Internet ist alles leicht tracierbar geworden. Verwechsle bitte nicht Deine eigene subjektive Meinung über den Stellenwert Deiner Kunst mit den Strömungen des Marktes.

Schritt 5: Mache Dir selbst nichts vor. Wenn Du seit 3 Jahren malst vergleiche Dich dann bitte nicht mit Künstlern, die das bereits seit 30 Jahren machen.

Schritt 6: Lade Menschen ein, die etwas von Kunst verstehen, aber nicht Deine Freunde oder Deine Fans. Lass Deine Bilder von Fremden beurteilen.

Natürlich möchtest Du Deine Kunst für soviel Geld wie möglich verkaufen. Aber: Verwende keine Euro-Werte, um Dich selbst als Künstler zu validieren; nur weil Du einen Preis von 20.000 EUR angibst, bedeutet es nicht, dass Du Dein Bild für diesen Preis auch verkaufen kannst. Dein Bild ist nichts wert, bis es sich tatsächlich verkaufen lässt; bis Dir jemand Geld in die Hand legt und Dein Bild dagegen eintauscht.


Außerdem im Auge zu behalten…
Es wird immer Menschen geben, die sich Deine Kunst nicht leisten können, wie billig oder teuer sie auch immer sein mag. Vielleicht sind gerade das Deine größten Fans. Also gib ihnen bitte die Möglichkeit, etwas zu kaufen: einen Druck, eine Zeichnung, was auch immer. Zu erschwinglichen Optionen. Denke immer daran: Deine Kunst ist Dein Plakat, Deine Visitenkarte. Je mehr Du verkaufst, desto mehr Menschen sehen Deine Arbeiten; je mehr Leute sie sehen, desto bekannter wird Dein Name – und manches davon kommt zu Dir zurück, in Form von Umsatz.

Wann soll man seinen Preis erhöhen?
Nehmen wir an, Du bist nun schon eine Weile am Markt und hattest über einen Zeitraum von ca. einem Jahr regelmäßige Verkäufe. Vielleicht bist Du  auch inzwischen in besseren Galerien untergekommen. Oder vielleicht hattest Du eine Ausstellung, in der Du mehr als die Hälfte der Bilder verkauft hast. Das bedeutet: die Nachfrage ist da, Deine Kunst ist in Bewegung. Dann erhöhe ruhig und guten Gewissens. Als Daumenregel gilt: 10%.

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