Home | Ölmalerei Level 2 | Ein Küken auf Eiern
Auf diesem Bild geht es um Eier, die gar nicht so einfach zu malen sind. Und um ein Küken. Schau mir einfach zu und male das Bild nach, wenn Du willst.
Ich habe hier schon mal begonnen. Als Malgrund verwende ich ein Paneel. Wichtig ist, dass die zu bemalende Fläche sehr glatt ist und keine Unebenheiten aufweist wie zum Beispiel eine Leinwand. Je gröber der Untergrund ist, umso schwieriger lassen sich feine Details malen.
Mein späteres Bild habe ich mit Bleistift auf das Paneel skizziert.
Es gibt relativ wenig zu beachten beim ersten Anlegen des Hintergrunds.
Versuche, die Konturen Deiner Vorzeichnung nicht zu sehr zu übermalen, denn sonst ist die Zeichnung weg und das Suchen der richtigen Konturen kann sehr zeitaufwändig sein.
Und sonst? Probiere auch, die Farbe nicht zu dick aufzutragen. In der Ölmalerei gibt es eine wichtige Regel: Fett auf mager. Das bedeutet, dass die untersten Schichten eines Bildes aus einem dünnen Farbauftrag bestehen müssen. Erst in den oberen, letzten Schichten kann man die Farbe pastoser, also dicker, auftragen.
Verstößt man gegen diese Regel, kann das zu einem Krakelee führen.
Ein Krakelee ist etwas, dass du vielleicht von Bildern alter Meister kennst. Es bilden sich feine Risse in der Farbe.
Und keine Sorge, wenn der Hintergrund fleckig aussieht. Wie du siehst, sieht es bei mir nicht anders aus. Das ist normal. Die erste Farbschicht auf einem Paneel oder einer Leinwand sieht beinahe niemals gut aus.
Wenn du die erste Schicht der Untermalung aufgebracht hast, dann lasse das Bild gut trocknen.
Der Standort Deines Bildes hat selbstverständlich Einfluss auf die Trocknungszeit. Mein Atelier ist das ganze Jahr über relativ konstant temperiert, rund 20 Grad Celcius. Das hat den Vorteil, dass meine Bilder relativ schnell trocknen.
Meistens reicht es, wenn ich sie über Nacht stehen lasse, am nächsten Morgen kann ich dann weitermalen.
Sollte Dein Malplatz Temperaturschwankungen unterworfen sein, dann musst Du überprüfen, wann dein Bild trocken ist. Irgendwo in einer Ecke des Bildes. Fasse vorsichtig auf Dein Paneel.
Hast Du dann Farbe am Finger? Sofort die Hände weg und noch ein paar Tage warten.
Wenn Du keine Farbe mehr am Finger hast, dann lege vorsichtig die Hand auf Dein Paneel. Klebt die Farbe noch?
Dann ist sie noch stets nicht trocken.
Erst wenn die Farbe nicht mehr klebt, kannst Du mit der 2. Phase deines Hintergrunds beginnen.
Du siehst es hier bei mir: Diese 2. Phase ist nicht kompliziert, wir wiederholen nämlich die Untermalung noch einmal, Auch mit der gleichen Farbe.
Und voilá! Du siehst, jetzt wird der Hintergrund schick und die Wolken und Streifen verschwinden.
Als nächstes lege ich die Untermalung für den Tisch an. Das ist einfach gebrannte Umbra. Damit die Farbe sich besser verstreichen lässt, mische ich ein paar Tropfen Liquin darunter.
Wenn Du damit fertig bist, muss das Bild leider wieder trocknen.
Inzwischen ist die Grundierung des Tischs gut trocken.
Ich habe mir hier aus Gebrannter Umbra und Titanweiß ein helleres Braun gemischt. Dieses Braun streiche ich jetzt einfach über die gesamte Fläche des Tisches. Also über den unteren Teil.
Den Rest übernimmt mein Maserboy für mich. Hier unten siehst Du einen Maserboy. Nur, damit Du eine Vorstellung davon hast, wie so ein Ding aussieht. Man bekommt ihn im Baumarkt oder bei Amazon & Co.
Diesen Maserboy presse ich in die frische Farbe und ziehe die Farbe damit einfach ab. Bei dem Abziehen bilden sich Grate in der frischen Farbe, die glätte ich abschließend noch mit einem Lasurpinsel.
Und schon habe ich die Basis für meine Holzstruktur angelegt.
Wenn diese Struktur getrocknet ist, dann ist die Zeit gekommen, die Tischplatte in Angriff zu nehmen.
Erst mal wieder mit Bleistift und Lineal eine Vorzeichnung.
Aus gebrannter Umbra, ein wenig Goldocker und Titanweiß habe ich mir ein helles Braun gemischt. Das streiche ich jetzt auf die Tischplatte.
Auch das ist erst mal wieder nur eine Untermalung
Für diese Fläche verwende ich die gleiche Farbmischung wie eben, nur mische ich jetzt etwas mehr gebrannte Umbra dazu. Wenn ich damit fertig bin, stelle ich das Bild erst mal wieder weg zum Trocknen.
Bei der Tischplatte handelt es sich um eine Holzplatte. Das bedeutet, sie braucht auch ein wenig Holzstruktur. Ich übermale die Tischplatte also ein zweites Mal mit den gleichen Farben wie bei der Untermalung, nur setze ich jetzt willkeurig ein paar hellere und dunklere Streifen auf die Platte, und vertreibe sie anschließend mit einem kleinen Lasurpinsel.
Für die Schatten, die die Eier auf die Tischplatte werfen, verwende ich die gleiche Farbe wie für meinen Hintergrund. Nämlich German Earth von Williamsburg.
Nun sind wir auch schon beinahe am Ende unserer Vorarbeit für den Tisch angekommen. Als letztes überstreiche ich den unteren Teil nochmals komplett mit gebrannter Umbra. Allerdings nicht pastos, so wie die Farbe aus der Tube kommt. Sondern ich verdünne die Farbe mit Liquin.
So wird aus einer halbtransparenten eine transparente Farbe. Der untere Teil des Tisches passt nun farblich besser zu meiner Tischplatte.
Und weil ich die Farbe transparent gemacht habe, behalte ich auch meine Holzstruktur. Ansonsten wäre die jetzt verschwunden.
Für die Eier benötigen wir eine Farbmischung aus
Gebrannter Sienna, Titanweiß, Lichtem Ocker und etwas Paynesgrau.
Versuche, den Farbton einmal selbst zu mischen. Denke daran, wie braune Eier aussehen. Vielleicht hast Du ja selbst welche im Kühlschrank. Lege Dir ein Ei neben deine Staffelei und versuche, dem Farbton so nahe wie möglich zu kommen.
Mische Dir aus diesem Farbton drei Varianten.
Eine mittlere für alle Mitteltöne.
Eine helle für alle Stellen auf den Eiern, die das meiste Licht fangen. Für die helle Farbmischung verwendest Du die gleichen Farben wie eben, nur mit mehr Weiß.
Und dann brauchst Du noch eine dunkle Farbmischung. Die machst Du aus Paynesgrau, Gebrannter Sienna, Lichtem Ocker und nur wenig Weiß.
Auf diese Weise gehören all Deine Mischungen zur selben Farbfamilie. Das ist wichtig, um ein realistisches Ergebnis zu erlangen.
Wie Du siehst, trage ich die Farbe erst auf, und dann tamponiere ich sie.
Beim Tamponieren tupft man mit dem Pinsel.
Wenn Du stattdessen die Farbe verstreichst, wie Du es vielleicht gewöhnt bist, dann ist es relativ schwer, ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Benutze für das Tamponieren einen kleinen Katzenzungenpinsel. Der sollte stets trocken sein, also ohne Terpentin in den Haaren. Wenn Du das Gefühl hast, die Farben lassen sich nicht mehr gut ineinander tamponieren, dann wische den Pinsel an einem alten Tuch sauber.
Am nächsten Tag - meine Eier sind über Nacht getrocknet - korrigiere ich die Konturen meiner Eier.
Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, warum man sich von den einzelnen Fabmischungen immer eine größere Menge herstellen sollte. Gerade für Anfänger ist es oft sehr schwierig, sich den gleichen Farbton ein zweites Mal zu mischen.
Und ich schaue jetzt auch nochmal präziser nach Licht und Schatten. Im Prinzip kann ich so viele Farbschichten aufbringen, wie ich will und so lange malen, bis ich das Gefühl habe: Jetzt ist mein Ei perfekt.
Der Schatten auf dem ersten Ei ist mir nicht dunkel genug. Ich mische also nochmals: Relativ viel Paynesgrau und Sienna, ein Hauch Weiß.
Meine Eier sind beinahe fertig. Ich korrigiere jetzt überall nochmals die Konturen, und wenn die Eier morgen trocken sind, dann übermale ich die Stellen zwischen Licht und Schatten nochmals mit einer dünnen Lasur aus Gebrannter Sienna und Lichtem Ocker. Das macht die Farbübergänge schöner. Und weicher.
Nun kann ich mit dem Küken beginnen. Es wird erstmal untermalt. Und zwar aus einer Mischung von Kadmiumgelb, Titanweiß und Goldocker. Der Ocker ist wichtig, um die Farbkraft von Gelb ein wenig zu brechen und das Gelb meines Kükens natürlicher erscheinen zu lassen.
Und weil ich es prima finde, wenn ein Bild mich anschaut, erhält mein Küken nun auch schon sein Auge. Dafür verwende ich wieder German Earth, also die gleiche Farbe, mit der ich schon den Hintergrund angelegt habe.
Von der Farbe des Federkleids, also meiner Mischung aus Titanweiß, Kadmiumgelb und Goldocker mache ich verschiedene Modulationen, also Farbvarianten.
Ein paar hellere, indem ich einfach etwas mehr Weiß hinzugebe.
Aber auch dunklere Variationen für die Schattenbereiche.
Wie dunkelt man ein helles Gelb ab? Bitte nicht mit Schwarz!
Mische einen Hauch Kadmiumrot an die Farbe, und etwas mehr gebrannte Umbra. Davon kannst Du nun so viele dunkle Farbmischungen in verschiedenen Abstufungen herstellen, wie Du willst.
Würdest Du die Schattenbereiche mit einer Farbe malen, die nicht in dieser Farbfamilie vorkommt - zum Beispiel Umbra natur, so wie es aus der Tube kommt - dann sähe dein Küken aus wie aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt. Unnatürlich eben.
Das ist eine wichtige Lektion, die du auch auf allen anderen Bildern, die Du malst, beherzigen solltest. Erstelle immer eine Farbfamilie, also eine Mischung von Farben, die auf Deinem Bild vorkommen. Erstelle einen mittleren Farbton, den Du dann beliebig aufhellen kannst. Und diesen mittleren Ton kannst Du durch mehr Zugabe von den dunkleren Farben auf Deiner Palette auch beliebig abdunkeln.
Mein Küken muss nun erst einmal über Nacht trocknen. Darum arbeite ich ein bisschen an meinem Tisch weiter. Der ist noch nicht ganz fertig. Die Schatten, den die Eier werfen, sind noch ein wenig blass. Die werden jetzt verstärkt. Bei der Gelegenheit versuche ich auch nochmals die Konturen meiner Eier ein wenig aufzuhübschen.
Auch die Struktur des Tisches lässt noch zu wünschen übrig.
Es ist gar nicht schwer. Erinnere Dich, wir haben für die Untermalung Gebrannte Umbra und Titanweiß verwendet. Genau diese Mischung brauchen wir jetzt wieder, allerdings mit etwas mehr Weiß. Damit ziehst Du nun ein paar hellere Linien auf Deine Tischplatte. Nicht zu gleichmäßig, sondern am besten locker aus dem Handgelenk. Alternativ kannst Du auch die linke Hand probieren.
Einfach ein paar helle Linien ziehen, und dann mit einem trockenen Pinsel verblenden.
Inzwischen ist ein Tag vergangen. Mein Küken ist getrocknet und erhält nun seine ersten Federn. Ich verwende die gleiche Farbmischung wie für die Untermalung, nur mit etwas mehr Weiß. Die Farbe muss etwas heller sein als das Gelb der Untermalung, ansonsten sind die Federn nicht sichtbar. Und es sind auch nicht wirklich Federn, die wir malen müssen, sondern eher feine Härchen. Am besten mit einem sehr feinen Pinsel. Ich selbst verwende einen Kolinski-Pinsel der Größe Null. Kolinski-Pinsel sind Echthaarpinsel aus Marderhaar, und mit ihnen kann man feiner und präziser arbeiten als mit synthetischen Pinseln.
Ich male die Härchen nicht dicht an dicht, sondern achte darauf, dass immer ein wenig meiner Untermalung zu sehen ist.
Dadurch bekomme ich den "Härchen-Effekt".
Wahrscheinlich muss ich nicht erwähnen, dass man die hellen Härchen auf allen Bereichen malt, die wir auch hell untermalt haben. Die Stellen auf dem Küken, die wir dunkler untermalt haben, erhalten natürlich auch dunklere Härchen. Die Härchen - ich wiederhole es nochmals - müssen immer eine Nuance heller sein als die Untermalung.
Hin und wieder können sie auch dunkler sein als die Untermalung, das wirst Du hier auf diesem Bild noch sehen.
Wenn die heutige Farbschicht auf dem Küken abgeschlossen ist, dann muss es erst mal wieder trocknen.
Kommen wir also wieder zum Tisch.
Die Schattenseite der Tischplatte muss natürlich auch aus Holz sein. Die Hozmaserung ist ganz simpel. Male einfach mit Gebrannter Umbra eine nicht zu gerade Freihand-Linie, dann tauchst Du einen kleinen Katzenzungenpinsel in etwas Liquin und wäschst Dir Farbe an einer Seite der Linie wieder aus.
Und wieder ist ein Tag vergangen. Zeit für die nächste Schicht Federn, die nun noch eine Nuance heller sind als gestern.
Jetzt versuche ich auch, die Licht - und Schattenbereiche besser miteinander zu verbinden. Das erreiche ich durch eine sogenannte "Brücke". Eine Brücke ist eine Zwischenfarbe, nicht so dunkel wir die Schattenfabe, aber auch nicht so hell wie die Farbe der Stellen, die das meiste Licht fangen. Also irgendwo dazwischen.
Du ahnst es schon, auch für heute muss das Küken nun wieder trocknen.
Ich komme nochmal zur Schattenseite der Tischplatte zurück. Die übermale ich komplett mit Gebrannter Umbra. Die Farbe habe ich vorher durch Zugabe von ein paar Tropfen Liquin flüssiger und damit auch transparenter gemacht. Und weil die Farbe nun transparent ist, geht auch meine zuvor gemalte Holzstruktur nicht verloren, sondern scheint durch die transparente Farbschicht hindurch.
Und auch den Rest vom Tisch überarbeite ich nochmals in der gleichen Weise wie gestern die Tischplatte. Hier haben wir nun schon Linien, die wir mit dem Maserboy angelegt hatten. Ich male einfach eine dunklere Linie darunter - auch wieder mit Gebrannter Umbra. Dann wird die Linie auf einer Seite ausgewaschen.
Mein Küken erhält den letzten Anstrich. Na ja, gut, etwas übertrieben.
Die letzten Federn also, die letzten Details. Leider ist dieser Film ein wenig überbelichtet, deshalb kann man manches nicht so gut erkennen.
Die Fragen, die Du Dir zum Ende des Bildes stellen musst, sind:
Sieht mein Federkleid aus wie ein Federkleid? Oder hat mein Küken doch eher Ähnlichkeit mit einem gerupften Huhn?
In dem Fall sind Deine gemalten Federn wahrscheinlich nicht fein genug.
Gibt es fließende Übergänge zwischen Licht und Schatten? Wenn nicht, dann fehlen Dir höchstwahrscheinlich die Brückenfarben.
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